Das Croissant im Busch: Angst steuert die Wahrnehmung
Vor einigen Wochen ging eine aufsehenerregende Meldung durch die Medien. Eine Frau in Krakau, Polen, hatte ganz verzweifelt bei der örtlichen Tierschutz-Organisation angerufen. In dem Fliederbusch vor dem Mehrfamilienhaus säße seit zwei Tagen ein gefährliches Tier. Die Bewohner des Hauses würden aus Furcht die Fenster nicht mehr öffnen. „Kommt und nehmt die Kreatur hier weg!“
Vor Ort stellte sich das Objekt der Angst dann als ein altes Croissant heraus.
Mein erster Impuls war: Wie wenig weiß diese Frau wohl über die vermeintlich gefährlichen Tiere, die in ihrer Wohnsiedlung leben und zwei Tage an gleicher Stelle verweilen? Doch die Auswirkungen fehlender Naturverbundenheit und wie man ebendiese stärken kann, werde ich ein andermal beleuchten.
Heute geht es um meine zweite Frage: In was für einem Zustand der Angst muss diese Frau wohl leben, um ein Croissant für ein gefährliches Tier zu halten?
Ist das, was wir für bedrohlich halten auch wirklich gefährlich für uns?
In der Psychologie nennt man das „selektive Wahrnehmung“. Deine Bedürfnisse und Gemütszustände beeinflussen, wie du deine Umgebung wahrnimmst. Wenn du sehr hungrig durch die Fußgängerzone gehst, werden dir kaum die Rabattaktionen der Schuhgeschäfte auffallen. Sehr wohl wirst du jedoch entdecken, wo Bäckereien und Snackbars zu finden sind.
Dabei kann das Objekt der Wahrnehmung positiv als auch negativ besetzt sein: So werden vielleicht zwei Frauen, eine mit Kinderwunsch und eine frisch getrennt mit überfälliger Periode, plötzlich überall Schwangere sehen.
Deine Überzeugungen gestalten deine Realität
Wie du die Welt wahrnimmst, ist zudem stark von deinen Glaubenssätzen geprägt. So weiß die Neurowissenschaft inzwischen, dass wir unser Leben fast ausschließlich unbewusst gestalten. Und zwar ganz nach den Überzeugungen, die wir schon früh von unserer Umwelt übernommen haben. Nur zu 5% leben wir tatsächlich bewusst. Wen wundert es also, dass es oft so schwerfällt, Routinen zu durchbrechen und sich zu verändern. Doch es gibt Wege.
Käme die polnische Frau nach diesem für sie dramatischen Erlebnis zu mir, würde ich sie in der Einzelarbeit begleiten ihre Wahrnehmung der Situation zu transformieren. Von der Angst (gefolgt von Scham?) hin zu einem Zustand des Friedens mit dem Erlebnis. Durch die Verbindung beider ihrer Gehirnhälften könnte sie alle ihre Ressourcen nutzen und mit Gelassenheit auf die Situation blicken.
Im Anschluss würde ich sie fragen „Was möchten Sie gerne stattdessen erleben?“. Im Hinblick auf den Umgang mit angstvollen Situationen oder der Begegnung mit gefährlichen Tieren. Vielleicht würde sie sich in ihrem Umfeld gerne sicher fühlen. Oder gelassen bleiben, wenn etwas Unerwartetes passiert.
„Ich bin sicher.“ „Das Universum ist ein freundlicher Ort.“ oder „Ich bleibe gelassen, wenn ich einem Tier begegne.“
Es gäbe viele Möglichkeiten, eine neue Zielaussage zu formulieren. Ich kann nur spekulieren. Denn wenn ich Klienten begleite, geht es um ihre gewünschte Veränderung, ihre innere Weisheit und ihre Überzeugungen. Diese neue Aussage repräsentiert das, was sie in ihrem Alltag erleben wollen.
Nach nur einer PSYCH-K Sitzung haben sie diese neue, fördernde Überzeugung dann verinnerlicht. Und zwar im Unterbewusstsein. Mit so viel Unterstützung wird es leichter fallen, das Leben bewusst zu gestalten. Um 95% leichter genauer gesagt.
© Foto: Krakowskie Towarzystwo Opieki nad Zwierzętami/dpa